Barfußlaufen – wie hardcore muss man sein?

Dieser Artikel ist als Gastbeitrag bei runherne.de erschienen (12. Juni 201)

Barfußlaufen – wie hardcore muss man sein?
Mit realistischen Erwartungen ans minimalistische Laufen rangehen.

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„Ey, barfuß? Du musst ja echt hardcore sein!“ Wer öfters barfuß läuft, bekommt das früher oder später zu hören. Stimmt das? Nur die Harten kommen in den Garten?

Um barfuß zu laufen muss man tatsächlich hardcore sein. Und das sogar in mehrfacher Hinsicht. Und dann doch wieder nicht so, wie man denken mag. Aber alles der Reihe nach.

Autor: Jo Ohneschuh

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Die ersten Erfahrungen, die man mit dem Barfußlaufen macht, werden vermutlich schmerzende Waden und überlastete Sehen sein. In diesem Fall ist es einem nicht anders ergangen als vielen anderen, die mit dem Laufen ohne Schuhe oder in Minimalschuhen begonnen haben. Leider geben viele dieser Leute nach ersten Rückschlägen das Barfußlaufen genauso schnell wieder auf, wie sie damit begonnen haben und denken sich: „das ist nichts für mich.“

Hier hilft es, „hardcore-geduldig“ zu sein. Die Umstellungsphase dauert nicht ein oder zwei Wochen. Man muss schon ein wenig mehr Zeit einplanen. So wie beim normalen Laufen ist es keine gute Idee, über Schmerzen hinweg zu laufen oder Verletzungsanzeichen zu ignorieren. Die meisten Leute sind gut beraten, mit wenigen 100 Metern anzufangen und anfangs nur 1-2 Mal pro Woche barfuß zu laufen. Und dann? 10 km barfuß laufen? Dürfte im 1. Lehrjahr gehen, ein Halbmarathon vielleicht auch. Einen Ganzen barfuß? 2. Lehrjahr, frühestens. Einen Crosslauf barfuß? Hängt ganz vom Untergrund und natürlich von der Distanz ab.

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Stichwort schwieriger Untergrund: Hier heißt „hardcore“ nicht, sich gegen Schmerzen abzuhärten und solange auf Steine zu treten, bis es nicht mehr weh tut. Im Gegenteil. Die enorme Sensibilität der Fußsohlen ist eine notwendige Voraussetzung, um verletzungsfrei barfuß laufen zu können. Menschen mit Empfindungsstörungen in den Füßen (z.B. Polyneuropathie) müssen leider die Schuhe anbehalten. „Hardcore“ heisst hier, mutig zu sein und sich schwierige Lernaufgaben (z.B. Schotter!) zu stellen. Und dann üben, üben, üben, bis die Füße so sachte, locker und präzise aufsetzen, dass es (fast) nicht mehr wehtut.

Fazit: Wer das Barfußlaufen laufen lernen will, muss ungefähr so „hardcore“ sein, wie wenn er Klavierspielen lernen will. Man braucht Geduld, muss immer wieder Sachen üben, die man noch nicht kann und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Die Erfolgserlebnisse ähneln sich ebenfalls. Es macht Spaß und ist befriedigend, eine Kunst zu üben und irgendwann immer besser zu beherrschen.
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